Sie wurde 1897 im Auftrag des hier 1850 geborenen Steyler Paters Jakob Steger erbaut. Dieser erlitt im deutsch-französischen Krieg 1870/71 eine Kriegsverletzung, ein steifes Bein. Nach der Entlassung erhielt eine Kriegsinvalidenrente, konnte aber nicht mehr auf dem elterlichen Hof mitarbeiten. Am 28. Oktober 1875 trat er, mit seinem Freund Johannes Holthausen aus dem Glabbach, als dritter Schüler in das sechs Wochen zuvor von Pater Arnold Jansen gegründete Missionshaus St. Michael in Steyl ein. Er begann eine Ausbildung zum Priester, die er 1884 beendete, 1891 legte er das ewige Gelübde ab. Da er wegen der Kriegsverletzung nicht in der Missionsarbeit eingesetzt werden konnte, arbeitete er im Missionshaus in Steyl. Daneben war er viele Jahre Hausgeistlicher und Hauslehrer bei Franz Ludwig Herzog von Arenberg auf Schloss Pesch bei Erkelenz.
Wegen der Kriegsinvalidenrente musste er sechs Monate im Jahr auf deutschem Gebiet leben. Um die tägliche Messe lesen zu können, erbaute er 1897 mit finanzieller Unterstützung des Herzogs von Arenberg am elterlichen Hof eine kleine, neugotische Kapelle. Es ist ein Backsteinbau von 7,5x4,5 m Grundfläche und einer Firsthöhe von 7,5 m. Auf dem Ziegeldach befindet sich ein Turmhelm mit Kugel und Kreuz sowie eine Glocke von 1886. Das Innere ist durch einen Chorbogen in einen Fußraum mit Bänken und einen leicht erhöhten Chor mit einem Tabernakel-Aufbau aus Eiche sowie einem Altarkreuz von 1828 geteilt. Wände, Decke und Chorbogen sind reich bemalt. Die vier Rundbogenfenster mit farbigen Medaillons geben dem Innenraum ein stimmungsvolles Licht. An den Seitenwänden sechs Heiligenfiguren: Links St. Josef, St. Aegidius und St. Rochus, rechts St. Josef, die Mutter Gottes und St. Antonius.
Am 30. März 1911 starb Pater Jakob Steger im Missionshaus Steyl, wo er auch beerdigt wurde. Aus seinem Besitz wurden ein großer Messkelch mit 23 Rubinen und ein Brokatgewand der Hinsbecker Pfarre übergeben.
Die Kapelle wurde 1983 unter Denkmalschutz gestellt und 1985/86 umfangreich im Originalzustand renoviert. Die Kosten übernahmen das Amt für Denkmalschutz, die Stadt Nettetal, der Lions-Club Nettetal, der VVV Hinsbeck und die Familie Steger. Heute nutzt die Hinsbecker Pfarre die Kapelle nur noch im Rahmen einer Pfingstandacht. Seit einigen Jahren ist sie darüber hinaus eine Andachtsstätte für den Gründer des Steyler Missionshauses, des Heiligen Arnold Jansen, der die Kapelle 1898 besuchte.
Die Kapelle ist der Öffentlichkeit immer zugänglich. Im Sommer ist sie ganztags geöffnet. Im Winter ist die Kapelle geschlossen, doch öffnet die Familie Steger auf Anfrage gerne die Kapelle.
(Text und Foto: Heinz Koch)