Orte des Glaubens

An vielen Orten findet man kleine Kapellen, Betstöcke und Wegkreuze. Sie luden früher schon die Menschen zum Innehalten und einem Gebet ein. In einigen Kapellen finden auch auch Andachten und Gottesdienste statt. Gerne stellen wir hier unsere Kapellen vor.

Die Kreuzkapelle mit dem Kreuzweg

Kreuzkapelle 2 (c) St. Peter Hinsbeck

Wenn man über den Radweg von Grefrath nach Hinsbeck sieht man schon weitem die Hinsbecker Kreuzkapelle. Diese feiert im nächsten Jahr ihr 300-jähriges Jubiläum. Die als Oktagon erbaute Kapelle wird umrahmt von sieben Kreuzwegstationen, die im Rahmen eines Künstler-Symposium in den 1990er Jahren durch georgische Künstler mit 4 Kreuzwegszene vervollständigt wurden. Die ersten drei Darstellungen wurden Anfang der 60-Jahre durch die Aachener Künstlerin Eva Hoffmann erstellt. Die Kapelle steht besonders in den Kartagen im Mittelpunkt des liturgischen Lebens in Nettetal – so findet dort am Palmsonntag die Palmweihe mit anschließender Prozession zur Kirche St. Peter statt. Am Karfreitag versammeln sich dort viele Familien mit ihren Kindern zum Kinderkreuzweg an den Stationen. So waren es in diesem Jahr mehr als 100 Personen, die den Kreuzweg Jesu nachgegangen sind.

Man merkte aber der Kapelle an, dass sie in die Jahre gekommen war. So entschied der Hinsbecker Kirchenvorstand, eine umfangreiche Renovierung vorzunehmen. So wurde die Dacheindeckung neu verschiefert, der Dachstuhl ausgebessert, die wunderschönen Schnitzereien an der alten Eingangstür freigelegt, um nur einige der Maßnahmen zu nennen. „Wir freuen uns, dass wir für die Arbeiten  ausschließlich Hinsbecker Handwerksfirmen beauftragen konnten und bedanken uns bei der zuständigen Denkmalbehörde und dem Bistum Aachen für die immer gute und konstruktive Zusammenarbeit,“ so der stellv. Vorsitzende des Kirchenvorstands, Herbert Heitzer, der auch die Organisation der Baumaßnahme übernommen hat.

Da alle an „einem Strang zogen“ und sogar der Hl. Petrus als Pfarrpatron das übrige dazu getan hat, waren alle Arbeiten pünktlich zum Schützenfest der St. Sebastianus- und Antonius-Bruderschaft abgeschlossen. Dies war umso schöner, da die Bruderschaft seit Jahrzehnten die Kreuzkapelle und die Außenanlage hegt und pflegt.

Für die Feierlichkeiten zum Jubiläum im kommenden Jahr laufen die Planungen auch bereits an. So ist ein Fest rund um die Kapelle geplant, zu dem die Pfarrgemeinde und die Bruderschaft alle Hinsbecker:innen einlädt. „Darüber hinaus  überlegen wir aber auch, wie wir diesen besonderen Ort des Glaubens hier am Niederrhein besonders für Familien mit Kindern zugänglich zu machen,“ so Ralf Schröder. „Aber auch an die zahlreichen auswärtigen Besucher des Bergdorfes soll gedacht werden,“ ergänzt Herbert Heitzer.

(Text: Ralf Schröder)

Hl. Geist-Kapelle am Stegerhof im Oirlich

Altar mit Bogen (c) Heinz Koch

Eine der farbenprächtigsten Nettetaler Kapellen ist die Hl. Geist-Kapelle am Stegerhof in Hinsbeck-Oirlich. Sie wurde 1897 im Auftrag des hier 1850 geborenen Steyler Paters Jakob Steger erbaut. Dieser erlitt im deutsch-französischen Krieg 1870/71 eine Kriegsverletzung, ein steifes Bein. Nach der Entlassung erhielt eine Kriegsinvalidenrente, konnte aber nicht mehr auf dem elterlichen Hof mitarbeiten. Am 28. Oktober 1875 trat er, mit seinem Freund Johannes Holthausen aus dem Glabbach, als dritter Schüler in das sechs Wochen zuvor von Pater Arnold Jansen gegründete Missionshaus St. Michael in Steyl ein. Er begann eine Ausbildung zum Priester, die er 1884 beendete, 1891 legte er das ewige Gelübde ab. Da er wegen der Kriegsverletzung nicht in der Missionsarbeit eingesetzt werden konnte, arbeitete er im Missionshaus in Steyl. Daneben war er viele Jahre Hausgeistlicher und Hauslehrer bei Franz Ludwig Herzog von Arenberg auf Schloss Pesch bei Erkelenz.

Wegen der Kriegsinvalidenrente musste er sechs Monate im Jahr auf deutschem Gebiet leben. Um die tägliche Messe lesen zu können, erbaute er 1897 mit finanzieller Unterstützung des Herzogs von Arenberg am elterlichen Hof eine kleine, neugotische Kapelle. Es ist ein Backsteinbau von 7,5x4,5 m Grundfläche und einer Firsthöhe von 7,5 m. Auf dem Ziegeldach befindet sich ein Turmhelm mit Kugel und Kreuz sowie eine Glocke von 1886. Das Innere ist durch einen Chorbogen in einen Fußraum mit Bänken und einen leicht erhöhten Chor mit einem Tabernakel-Aufbau aus Eiche sowie einem Altarkreuz von 1828 geteilt. Wände, Decke und Chorbogen sind reich bemalt. Die vier Rundbogenfenster mit farbigen Medaillons geben dem Innenraum ein stimmungsvolles Licht. An den Seitenwänden sechs Heiligenfiguren: Links St. Josef, St. Aegidius und St. Rochus, rechts St. Josef, die Mutter Gottes und St. Antonius.

Am 30. März 1911 starb Pater Jakob Steger im Missionshaus Steyl, wo er auch beerdigt wurde. Aus seinem Besitz wurden ein großer Messkelch mit 23 Rubinen und ein Brokatgewand der Hinsbecker Pfarre übergeben.

Die Kapelle wurde 1983 unter Denkmalschutz gestellt und 1985/86 umfangreich im Originalzustand renoviert. Die Kosten übernahmen das Amt für Denkmalschutz, die Stadt Nettetal, der Lions-Club Nettetal, der VVV Hinsbeck und die Familie Steger. Heute nutzt die Hinsbecker Pfarre die Kapelle nur noch im Rahmen einer Pfingstandacht. Seit einigen Jahren ist sie darüber hinaus eine Andachtsstätte für den Gründer des Steyler Missionshauses, des Heiligen Arnold Jansen, der die Kapelle 1898 besuchte.

Die Kapelle ist der Öffentlichkeit immer zugänglich. Im Sommer ist sie ganztags geöffnet. Im Winter ist die Kapelle geschlossen, doch öffnet die Familie Steger auf Anfrage gerne die Kapelle.

(Text: Heinz Koch)

Bonifatiuskapelle - Ländliches Kleinod an der Karstraße

Bonifatiuskapelle neu (c) Heinz Koch

Im Oktober 2016 wurde, nach einer umfangreichen Restaurierung, die an der Karstraße in Hinsbeck gelegene Bonifatiuskapelle im Beisein vieler Anwohner und Besucher von Pfarrer Günter Wiegandt neu eingesegnet. Aus einem verwunschenen, hinter großen Büschen fast verschwundenen Kapellchen wurde, dank umfangreicher Freilegung und Neugestaltung des Umfeldes, ein freistehendes Heiligenhäuschen mit gern besuchtem Rastplatz für Radfahrer und Wanderer.

Die rund 275 Jahre alte Kapelle wurde 1747 vom damaligen Besitzer des an der Karstraße gelegenen Tellerhofes erbaut. Bereits in der Landkarte von 1768 ist sie als „Teller Capell“ eingetragen, und wird 1867 als „Tellerheiligenhäuschen“ bezeichnet. Über Casper und Johannes Teller ging der Hof durch Heirat 1826 an Elisabeth Teller und Arnold Karemakers. Nach deren Tod wurde der Tellerhof 1875 versteigert. Der landwirtschaftliche Hof ging an Wilhelm Hüpen, den größten Teil der Ackerflächen erwarben die Bauern der Nachbarschaft. Durch den Erwerb des zugehörigen Landes kam das Kapellchen in den Besitz des heutigen Karemakershofs (heute Christoph Pasch, Voursenbeck 8A). 1934 heiratete der Landwirt Mathias Pasch die Erbin des Hofes, Maria Lendackers. Heute wird der Karemakershof in 4. Generation von der Familie Pasch geleitet.

Das Kapellchen war nach Auskunft alter Nachbarn in früherer Zeit dem hl. Antonius geweiht. Nach dem 2. Weltkrieg sorgte der neue Hinsbecker Pfarrer Arnold Rulands dafür, dass die Gebetsstelle in eine Bonifatius-Anbetungsstelle umgewidmet wurde. Die Pflege, insbesondere des Blumenschmuckes auf einem Absatz im Inneren des Kapellchens, übernahm bis zu ihrem Tod 1998 die daneben wohnende Lenchen Sanders, deren Sohn Willi Sanders auch das erste, im Inneren angebrachte Bild des Heiligen erstellte. Das heutige Bonifatius-Bild fertigte der Hinsbecker Maler Jakob Lückertz an.  

Die Bonifatiuskapelle wurde 2001 zum Baudenkmal erklärt mit der Beschreibung: „Kleine Backsteinkapelle auf rechteckigem Grundriss mit gerundetem Abschluss, rundbogiger, durch eine Schmuckgittertür geschlossener Öffnung und Stelldach. Sie befindet sich an einer Weggabelung der historisch bedeutsamen Karstraße (im weiteren Verlauf auch Römerstraße).“

Durch übermäßigen Wuchs der umliegenden Sträucher waren die Kapelle und die davorstehenden Bänke komplett überwuchert, die Kapelle kaum noch erkennbar. Im Herbst 2015 beschloss die Familie Pasch eine umfangreiche Restaurierung. Mit Hilfe des Landschaftsbaus Stefan Gormanns wurden die Bäume und Büsche entfernt und das Häuschen vom Maurer Hans Straeten aus Straelen von Grund auf saniert. Die Stadt Nettetal sorgte für eine Überarbeitung des Bereichs vor der Kapelle, der im städtischen Besitz ist, inklusive der Aufstellung von Bänken. Damit war ein neuer Höhepunkt in Hinsbecks reizvoller Landschaft geschaffen, der für Nachbarschaft, Einheimische und Besucher gleichermaßen zu einem Anlaufpunkt zum Beten und Verweilen wurde.
(Text und Bild: Heinz Koch)