Was für einen Weg musste Jesus gehen? Wurde er am Palmsonntag noch mit Freuden in Jerusalem empfangen, verriet ihn schon wenige Tage einer seiner besten Freunde.
Wir wissen alle, was dann geschah. Gefangen genommen, verhöhnt, verurteilt. Sein schweres Kreuz selbst auf die Schultern genommen, es getragen. Doch noch kurz vor seinem Tod Zuversicht gespendet und den Tätern verziehen.
An all das Gedenken wir, wenn wir den Kreuzweg gehen - seinen Kreuzweg - unseren Kreuzweg?
Wir laden dich ein, die einzelnen Staionen zu betrachten und zur Ruhe zu kommen. Vielleicht geben dir unsere Gedanken einen neuen Blick auf das, was Jesus für uns getan hat.
Am Abend saß Jesus mit seinen Freunden zusammen. Sie feierten gemeinsam das Passamahl. Jesus nahm Brot und Wein und dankte Gott dafür. Er teilte Brot und Wein mit seinen Freunden. Draußen ist es schon dunkel geworden. Einer seiner Jünger, Judas, ist fortgegangen, um den Feinden von Jesus zu verraten, wo sie ihn finden konnten. Drinnen sagt Jesus: „Noch bevor die Nacht zu Ende ist, werdet ihr mich alle allein lassen.“ Petrus widerspricht und ruft: „Nie im Leben werde ich dich alleine lassen!“ Aber Jesus wiederholt noch einmal: „Auch du wirst mich verlassen, bevor der Hahn kräht!“
Danach gehen sie gemeinsam zum Ölberg, einem großen Garten vor der Stadt Jerusalem. Dort im Garten will Jesus zu Gott, seinem Vater im Himmel, beten. Er bittet seine Freunde, dass sie mit ihm beten. Unter den alten Bäumen ist es dunkel und still. Schon bald werden seine Freunde müde und ihnen fallen die Augen zu. Und so betet Jesus allein im Dunkeln. Er hat große Angst. Er spricht zu Gott: „Vater, einige Menschen wollen mich töten. Behüte mich doch vor dem Tod. Aber wenn es nicht anders geht, dann soll geschehen, was du für richtig hältst.“
Gebet
Guter Jesus, viele Menschen haben Angst. Viele Menschen sind im Dunkeln, im Krankenhaus, in der Gewalt von anderen, im Krieg. Sei du ihnen nahe. Lass auch sie dein Licht sehen. Gib ihnen Kraft und Hoffnung. Bleibe bei ihnen.
Plötzlich wird es laut im Garten. Soldaten kommen. Judas ist bei ihnen, er hat ihnen den Weg gezeigt. Die Soldaten nehmen Jesus gefangen. Sie fesseln ihn und führen ihn ab. Die ganze Nacht wird Jesus von den Gesetzeslehrern verhört, dann wird er zum römischen Statthalter Pontius Pilatus gebracht. Die Gesetzeslehrer wollen, dass er Jesus zum Tod verurteilt.
Doch Pilatus weiß nicht so recht, warum er Jesus verurteilen soll. Jesus ist doch kein Verbrecher! Er fragt die Leute, die vor seinem Palast stehen, was er mit Jesus tun soll. Die Menschen schreien alle: „Kreuzige ihn!“ Pilatus ist zu feige, sich gegen die Menschenmenge zu stellen. So sagt er schließlich: „Gut, ich tue, was ihr wollt! Aber gebt mir nachher nicht die Schuld an seinem Tod.“ Er zerbricht einen Stab über Jesus, das ist das Zeichen, dass Jesus am Kreuz sterben soll. Jesus lässt alles über sich ergehen, er wehrt sich nicht.
Gebet
Guter Jesus, Deine Liebe zu den Menschen ist so groß, dass Du nicht wegrennst, Dich nicht gegen die Ungerechtigkeit wehrst. Du nimmst das Kreuz an. Sei bei allen Menschen, die ungerecht behandelt werden. Bleib bei allen, die einen schweren Weg vor sich haben. Hilf uns, einander beizustehen in schweren Zeiten und nicht wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht.
Während Jesus verhört wird, warten die Leute im Hof. Die Soldaten, die Jesus gefangen genommen haben, haben ihn an einen Pfahl gekettet und warten nun. Auch Petrus sitzt dabei. Er will sehen, was mit Jesus geschieht. Doch da ruft einer: „Dich kenne ich, du gehörst auch zu dem Jesus!“ Da bekommt Petrus Angst und sagt schnell: „Nein, ich kenne Jesus nicht!“ Bald kommt eine Magd vorbei und sagt: „Du warst doch auch bei dem Jesus!“ Petrus ruft: „Ich kenne Jesus nicht!“ Doch noch einer sagt: „Doch, du gehörst zu diesem Jesus. Du sprichst die gleiche Sprache wie er!“ Petrus ruft zum dritten Mal: „Nein, ich kenne ihn nicht!“ Und er dreht sich weg von Jesus.
Da kräht ganz laut ein Hahn. Der Morgen bricht an. Man kann schon das Morgenrot sehen. Petrus steht schnell auf und geht weg. Er beginnt zu weinen: „In der Nacht und Angst habe ich Jesus, den besten Freund, verleugnet. Ich habe gesagt: Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn verlassen, so wie Jesus es vorhergesagt hat.“ Petrus weint. Es tut ihm bis ins tiefste Herz Leid.
Gebet
Guter Jesus, allein stehst du da, gefesselt, gebunden, von allen Freunden verlassen. Deine Hände haben so viel Gutes getan. Wir bitten dich für alle Menschen, die allein gelassen werden, die wir einfach stehen lassen, die wir wegschieben. Wir bitten dich besonders für alle Freunde, wenn wir ihnen Böses getan haben. Jesus, wir haben dich gern. Wir wollen bei dir bleiben und mit dir gehen.
Pontius Pilatus hatte die Entscheidung getroffen, dass Jesus sterben musste. Er befiehlt seinen Soldaten, Jesus anzubinden und auszupeitschen. Die Peitsche schneidet Jesus in die Haut, er blutet, es tut ihm weh. Aber keiner hilft ihm.
Gebet
Guter Jesus, du bist gefesselt und dir wird weh getan. Du kannst nichts mehr tun. Doch das Größte wirst du tun: Du gibst dein Leben für uns. Jesus, deine Liebe ist stärker als der Tod. Wir danken dir für deine Liebe. Wir danken dir für deine Schmerzen. Jesus, gib uns Hände, die Gutes tun, und Füße, die den Frieden bringen. Gib uns ein Herz, das liebt wie du.
Die Soldaten machen sich über Jesus lustig. Sie ziehen ihm die Kleider aus und ziehen ihm einen roten Mantel an – wie einem König. Sie setzen ihm auch eine Krone auf, aber keine Krone aus Gold und Edelsteinen, sondern eine Krone aus Dornen. Dornen stechen und verletzen. Sie sollen ihm wehtun. Die Soldaten verspotten ihn, lachen ihn aus und rufen: „Du bist ein komischer König!“
Die Dornenkrone tut weh. Im Herzen stechen noch andere Schmerzen. Es tut Jesus weh, wenn die Menschen ihn verlassen, wenn ein Freund ihn verrät, wenn sie alle schreien: „Weg mit dir!“ Er hat den Menschen doch immer geholfen.
Gebet
Guter Jesus, du bist wirklich ein König, der König der Liebe und Güte. Sei bei allen Kindern, die ausgelacht werden. Sei bei allen, die mit gemeinen Worten verletzt werden. Verzeih uns, wenn wir einander weh tun und gemein zueinander sind.
Die Soldaten legen Jesus den schweren Kreuzesbalken auf die Schultern und führen ihn auf den Weg, der zu einem Hügel außerhalb der Stadt führt. Das Kreuz drückt schwer auf seinen Schultern. Jesus schleppt das schwere Kreuz. Irgendwann fällt er zu Boden. Er hat keine Kraft mehr, das Kreuz zu tragen. Ist denn niemand da, der ihm helfen will? Der Weg ist noch weit. Jesus muss wieder aufstehen und weitergehen. Er trägt das Kreuz bis zum Ende.
Gebet
Guter Jesus, wir sehen, wie du fällst. Wir spüren deine schwere Last. Wie können wir dir helfen? Wir bitten dich für alle, die unter einer Last zusammenbrechen. Hilf ihnen, wieder aufzustehen. Gib uns die Kraft und den Mut, allen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen
Die Soldaten führen Jesus zu dem Hügel vor der Stadt, der Golgatha heißt. Das bedeutet übersetzt „Schädelplatz“. Dort nageln sie ihn ans Kreuz. Jesus empfindet keinen Hass gegen die Soldaten, die ihm diese furchtbaren Schmerzen zufügen. Im Gegenteil, er betet für sie und spricht: „Vater verzeih ihnen!“. Einige Stunden später schreit Jesus: „Meine Aufgabe ist vollbracht.“ Dann stirbt er.
Da wird es dunkel, Sonne und Mond verfinstern sich. Jesus, das Licht der Welt, stirbt am Kreuz. Die Erde wird dunkel. Die Erde wird erschüttert, Felsen spalten sich. Jesus, Gottes Sohn, der Mensch wurde, unser Freund und Bruder, stirbt.
Gebet
Guter Jesus, danke für dein Leben. Danke für dein Licht. Danke für deine Worte. Danke für Deine Taten. Danke, wie du alles gibst. Danke, weil du uns alle liebst. Danke, Jesus, für dein Kreuz, danke für dein Leben.